Skip to main content

Die Tücken moderner Systeme – einfach mal das Telefon abgeschaltet

Grafik als Kopf für den Blog der Telefonie symbolisiert

Am 28.06. wurde unsere Telefonleitung von der Telekom abgeschaltet. Es war natürlich Freitag, kurz nach Mittag. Wen erreicht man wo? Es dauerte dann auch bis Montagmittag, um eine Lage zu bekommen. Zur Info: Jakobsoftware hat einen Vertrag mit einem Göttinger Telekommunikationsanbieter. Okay, der hat die Leistung wohl von der Telekom eingekauft, aber die Telekom ist nicht mein Geschäftspartner in dieser Sache. Die Telekom hat von uns angeblich eine Kündigung des Anschlusses bekommen. Unser Anbieter hat das durchgewunken. Wir wurden nicht informiert. Wir haben auch nicht gekündigt.

Im Laufe der Gespräche gab es durchaus auch leicht beleidigte Antworten: „Ihr seid ja nicht erreichbar.“ Nachfrage: „Wen habt ihr angerufen? Welche Telefonnummer?“ Antwort: „Kann ich nicht sehen.“ – „Dann gebe ich Ihnen meine Mobilfunknummer.“ – „Ich kann keine Kontaktdaten ändern …“

Aufgrund dieser Lage hat sich unser Anbieter entschieden, einen neuen Anschluss zu beantragen. Dauer: etwa zwei Wochen. Für die Wartezeit konnten wir zwei wichtige Durchwahlnummern auf andere Anschlüsse weiterleiten: Ja, wir haben mehr als eine Leitung. Resilienz ist wichtig. Das hat sich hier ganz deutlich gezeigt. Was wäre denn gewesen, wenn es eine Glasfaser mit allen Diensten gewesen wäre?

Nach zwei Wochen hat sich nichts getan. Dann einen Termin die Woche darauf mit einem Telekom-Beauftragten, eine neue TAE-Dose zu installieren. Zum Termin keine Rückmeldung, kein Techniker. Im System konnte unser Anbieter dann lesen: „Auftrag nicht ausführbar, Kundendaten falsch.“ Neuer Termin noch eine Woche später. Wieder die Handynummer für Rückfragen hinterlassen.

Nun muss man wissen, dass der Gewerbepark mit der Hausnummer 10 schon seit 60 Jahren besteht. Es wurde wohl erst letztes Jahr festgestellt, dass die Hausnummer 10 von der Stadt nicht offiziell vergeben wurde. Auch in Google Maps sieht man diese Hausnummer nicht. Das ist ja schräg. Ich dachte immer, Google sei schuld.

Wenn ein Techniker in seinem Navi die Adresse mit Hausnummer angibt und dann kein Ergebnis bekommt, fährt er gegebenenfalls gar nicht los. Die Stadt hat die Hausnummer wohl mittlerweile vergeben. Aber ist das schon im GIS? Wann wandert diese Information an Google, Apple etc. und in die Navigationssysteme? Aber auch sonst: In einem Gewerbepark muss man sich gegebenenfalls durchfragen. Das war zu analogen Zeiten der Normalfall.

Beim nächsten Termin kam dann ein Techniker. Der hat telefonisch nachgefragt – aber komischerweise unter einer Telefonnummer, die unserem Technikchef gehört, der im Ausland im Urlaub weilte. Also nicht bei den Nummern, die wir für den Vorgang angegeben haben. Die Arbeiten waren zwar Laufarbeit, aber auch recht schnell und gut erledigt. Das können die Techniker. Mittlerweile haben wir nach fast 5 Wochen wieder einen voll funktionsfähigen Anschluss.

Wir sehen hier massive Kommunikationsprobleme: Wenn der Telefonanschluss abgeschaltet ist, kann keine Rückfrage darüber entgegengenommen werden. Wenn dann keine Telefonnummer entgegengenommen wird oder diverse Sachen an diversen Stellen abgespeichert sind, aber halt nicht als primärer Ansprechkontakt, dann kann auch ein Techniker nicht viel ausrichten.
Aber es kann auch an Arbeitsunlust liegen: Wenn der Auftrag ein paar Rückfragen, Recherchen etc. erfordert, sind obige technische Punkte gute Ausreden – oder generell eine Ausrede … Das war vor 40 Jahren beim Legen eines einfachen alten Telefonanschlusses auch nicht anders.

Wenn Techniker direkt von der Telekom bei uns angekommen sind, waren die Qualität und die Arbeit sehr gut und auch gelegentlich sehr umfassend. Aber wie bekommt man die richtigen Techniker?

Die Bundesnetzagentur hat hier auch kaum Möglichkeiten. Mit Paragrafen ggf. ein Bußgeld zu verhängen, ist das eine. Das andere: Organisatorische Defizite zu beheben, ist nicht deren Aufgabe. Es zeigt sich auch hier wieder: Vernünftige Arbeiter mit dem Willen zur Problemlösung können viele Sachen zu einfachen Sachverhalten machen.

Es waren mental sehr anstrengende Wochen. Für unsere Kunden, für unser Team, das ja auch viel remote arbeitet, aber nun vor Ort sein sollte – und das in der Urlaubszeit. Generell konnten wir eine gewisse Resilienz zeigen, für unsere Kunden da sein. Nicht so bequem und umfassend, aber wir waren nie wirklich weg.