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Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – Warum IT-Sicherheit noch immer an der Umsetzung scheitert

In einer Zeit, in der Cyberangriffe ganze Unternehmen lahmlegen, sensible Patientendaten verschlüsselt werden und staatliche Infrastrukturen ins Visier geraten, ist IT-Sicherheit kein Randthema mehr – sie ist ein unternehmenskritischer Faktor. Die Zahl der Vorfälle steigt, ebenso wie das Wissen über Schutzmaßnahmen. Doch in der täglichen Praxis zeigt sich ein anderes Bild: Trotz umfangreicher Schulungen, technischer Möglichkeiten und Awareness-Kampagnen werden grundlegende Sicherheitsregeln noch immer häufig ignoriert – von Endanwendern, IT-Fachkräften und auch von Führungsebenen.

Dabei liegt das Problem in vielen Fällen nicht im fehlenden Wissen, sondern in der mangelnden Umsetzung. Sicherheitsvorgaben gelten als unbequem, zeitraubend oder werden im operativen Alltag schlicht vernachlässigt. So entstehen Schwachstellen, die Cyberkriminelle gezielt ausnutzen. Dieser Beitrag beleuchtet typische Versäumnisse im Bereich IT-Sicherheit, zeigt reale (anonymisierte) Beispiele auf und gibt konkrete Empfehlungen zur Verbesserung.

Typische Sicherheitsversäumnisse

Schwache oder wiederverwendete Passwörter

Trotz der Verfügbarkeit von Passwortmanagern und Multifaktor-Anmeldung sind einfache oder mehrfach genutzte Passwörter wie „123456“ oder „Willkommen2024“ noch immer weit verbreitet.
Beispiel: In mehreren Fällen von Datendiebstahl gelangten Angreifer durch erratbare oder geleakte Zugangsdaten in interne Systeme.

Unüberlegtes Klicken auf verdächtige Links

Phishing ist nach wie vor eine der erfolgreichsten Methoden, um Schadsoftware einzuschleusen oder Anmeldedaten zu stehlen.
Beispiel: Eine weit verbreitete Schadsoftware gelangte über täuschend echte E-Mails in Firmennetze und führte zur Verschlüsselung kritischer Daten.

Nichtinstallieren sicherheitsrelevanter Updates

Ob Server, Arbeitsplatzrechner oder mobile Geräte: Viele Systeme laufen mit veralteter Software, obwohl Sicherheitsupdates verfügbar sind.
Beispiel: Eine Ransomware nutzte bekannte Schwachstellen in veralteten Betriebssystemen, um sich ungehindert in Netzwerken zu verbreiten.

Mangelndes Bewusstsein für Social Engineering

Angreifer nutzen zunehmend psychologische Tricks, um Mitarbeitende zur Herausgabe von Informationen zu bewegen.
Beispiel: In einem bekannten Fall genügte ein fingierter Anruf beim Helpdesk, um sich über manipulierte Passwörter Zugriff auf Systeme zu verschaffen.

Unzureichende Rechtevergabe

Das Prinzip der minimalen Berechtigung wird oft vernachlässigt. Viele Benutzer haben mehr Rechte, als sie tatsächlich benötigen.
Beispiel: In einem Sicherheitsvorfall wurde Schadcode über ein privilegiertes Konto verbreitet, das intern nicht ausreichend abgesichert war.

Mangelhafte Backup-Strategien

Backups sind oft lückenhaft, veraltet oder nicht ausreichend vor Angriffen geschützt.
Beispiel: Nach einem Cyberangriff konnten Systeme nicht wiederhergestellt werden, da das einzige vorhandene Backup ebenfalls verschlüsselt war.

Checkliste für bessere IT-Sicherheit

Maßnahme Warum sie wichtig ist Umsetzung
Starke, individuelle Passwörter verwenden Schwache Passwörter sind ein häufiges Einfallstor für Angriffe. Passwortmanager nutzen, keine Wiederverwendung, regelmäßig ändern.
Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) Schützt auch bei kompromittiertem Passwort. Authenticator-App oder Hardware-Token einsetzen.
Updates zeitnah installieren Sicherheitslücken werden schnell ausgenutzt. Automatische Updates aktivieren oder manuell regelmäßig prüfen.
Phishing erkennen und melden Phishing ist die häufigste Einfallsmethode. Schulungen durchführen, Meldeprozesse etablieren.
Rechte auf das Notwendige beschränken Weniger Rechte bedeuten weniger Schaden im Ernstfall. Rollenbasiertes Rechtemanagement etablieren, regelmäßig prüfen.
Regelmäßige, geprüfte Backups Nur ein sauberes Backup schützt im Fall eines Angriffs. 3-2-1-Backup-Regel anwenden: 3 Kopien, 2 Medien, 1 offline.
Sensibilisierung der Mitarbeitenden Sicherheit wird nur durch gelebtes Verhalten wirksam. Interaktive Schulungen, Lernplattformen, regelmäßige Updates.
Verantwortung im Team verankern IT-Sicherheit ist nicht nur Sache der IT-Abteilung. Sicherheitskultur fördern, Zuständigkeiten klären, vorleben.

IT-Sicherheit beginnt im Alltag – und bei jedem Einzelnen

IT-Sicherheit ist kein einmaliges Projekt und auch keine rein technische Aufgabe. Sie ist ein kontinuierlicher Prozess, der bewusstes Handeln und Verantwortung von allen Beteiligten erfordert – vom Einzelanwender bis zur Unternehmensführung. Die größten Risiken entstehen dort, wo bekanntes Wissen nicht in die Praxis umgesetzt wird.

„Gelebte IT-Sicherheit“ bedeutet, dass Sicherheitsbewusstsein nicht auf dem Papier steht, sondern im täglichen Handeln sichtbar wird.

Sicherheit beginnt mit Haltung

  • Endanwender: Bleiben Sie wachsam, schulen Sie Ihr Bewusstsein und hinterfragen Sie digitale Inhalte kritisch.
  • Admins und IT-Fachkräfte: Denken Sie Sicherheit vom Nutzer her – setzen Sie Standards technisch UND menschlich um.
  • Unternehmen: Fördern Sie eine Kultur, in der IT-Sicherheit nicht als Pflicht, sondern als Selbstverständlichkeit verstanden wird.

Darüber hinaus gilt: Eine nachhaltig sichere IT-Infrastruktur profitiert von neutraler Perspektive und externem Fachwissen. Es ist daher empfehlenswert, erfahrene IT-Sicherheitsberater hinzuzuziehen – etwa zur Analyse bestehender Strukturen, zur Entwicklung individueller Schutzkonzepte oder zur Begleitung bei Audits und Awareness-Maßnahmen. Externe Expertise hilft, blinde Flecken zu erkennen, Risiken realistisch zu bewerten und praxisnahe Lösungen umzusetzen.

Sichere IT entsteht dort, wo Menschen mitdenken – nicht nur dort, wo Software installiert wird.